An den Terminmärkten setzte sich in den letzten Wochen nicht nur in den USA die Meinung durch, dass das Zinssenkungstempo sich merklich verlangsamen könnte, sondern auch in Bezug auf die Eurozone. Die EZB dürfte nach einem 25-Basispunkte-Zinssenkungsschritt im Juni erst einmal stillhalten. Gut möglich, dass die nächste Senkung in diesem Jahr erst im späten Herbst oder gar gegen Ende des Jahres erfolgt. Die Juni-Zinssenkung wurde in den letzten Handelswochen von so vielen EZB-Offiziellen bis dato schon diskutiert und befürwortet, dass die EZB bzw. der EZB-Rat sich wohl unglaubwürdig machen würde, sollte man die Zinsen am 06. Juni 2024 nicht um 25 Basispunkte senken. Vieles spricht derzeit dafür, dass die EZB auf der nachfolgenden Sitzung am 18. Juli 2024 erst einmal innehält, pausiert und weitere Debatten zu Zinssenkungsschritten auf den Herbst vertagt. Im August gibt es ohnehin keinen EZB-Zinsentscheid. Der nächste Termin wäre demnach erst wieder der 12. September 2024. Die nächsten Sitzungen finden am 17. Oktober 2024 und am 12. Dezember 2024. Das höchste der Gefühle wären drei Zinssenkungsschritte, wahrscheinlich dürften es dieses Jahr nur zwei Zinskürzungen werden. Letztere Annahme würde den EZB-Spitzenrefinanzierungssatz „Marginal lending facility – MLF“ von derzeit 4,75 auf 4,25 Prozent absenken, den Leitzins „Main refinancing operations – MRO“ von derzeit 4,50 auf 4,00 Prozent und den Einlagensatz „Deposit facility“ von derzeit 4,00 auf 3,50 Prozent zurückführen.
Bleibt man bei der These von zwei Zinssenkungsschritten, schreibt man der EZB ein gewisses Maß an Vorsicht zu. Es wäre für eine Zentralbank für die Glaubwürdigkeit und das Standing fatal, würde sie die Zinsen zu stark senken und dann wenige Monate danach wieder anheben müssen. Die Verbraucherpreise innerhalb der Eurozone kamen von den Rekordwerten von Oktober und November 2022 von 10,6 und 10,1 Prozent sehr stark zurück. Zuletzt wurden für den März 2024 und April 2024 jeweils Inflationsraten von 2,4 Prozent auf 12-Monatssicht ausgewiesen. Die Vorabschätzung für den Berichtsmonat Mai brachte eine Steigerung auf 2,6 Prozent hervor. Aus geldpolitischer Sicht dürfte es folglich nicht zu clever sein, einen Zinspuffer komplett einzuschmelzen, sondern sich ein wenig Manövrierraum in der geldpolitischen Werkzeugkiste zu lassen. Obendrein darf man nicht vergessen, Durchschnittsinflation hin oder her, dass sich die Eurozone nun einmal aus 20 Volkswirtschaften zusammensetzt. Während im April 2024 die Inflation in Litauen lediglich bei 0,4 Prozent lag, musste man in Belgien mit einem Wert von 4,9 Prozent und in Griechenland mit 4,7 Prozent klarkommen.
Die Arbeitslosenrate innerhalb der Eurozone ist zudem gemäß den Daten des statistischen Amts der Europäischen Union „Eurostat“ mit 6,4 Prozent im Berichtsmonat April 2024 auf einem Zyklustief angekommen. Ein weiterer Punkt, der dafür spricht, es mit Zinssenkungen nicht unbedingt gleich übertreiben zu müssen. Der wohl hervorzuhebende Punkt, der für Zinssenkung spricht, der ist klar beim nicht zufriedenstellenden Wirtschaftswachstum zu sehen. Den Prognosen der EZB zufolge dürfte das BIP der Eurozone im Jahr 2024 um 0,6 Prozent und in 2025 um 1,5 Prozent klettern. Im Vergleich zu den USA sind dies absolut nicht zufriedenstellende Wachstumsschritte, vor allem nicht in Relation zur Gesamtverschuldung der 20 Länder der Eurozone und deren laufenden und noch kommenden Haushaltsbelastungen, die sich auch durch die Kosten des Ukrainekriegs ergeben. Die nächsten EZB-Prognosen wären im Rahmen der Juni-Sitzung zu sichten.
Euro-Bund-Future – im Vorfeld der ersten Zinssenkungen könnte es aufwärts gehen
Wie funktioniert bzw. wie liest sich der Euro-Bund-Future? Diesbezüglich wurde bereits in den hier publizierten Analysen mehrfach auf die Spezifikationen des Euro-Bund-Future an der Terminbörse Eurex hingewiesen.
Ein FGBL-Kontrakt hat einen Wert von 100.000 Euro, die minimale Preisveränderung liegt bei 0,01 Punkten, was einer Preisveränderung von 10,00 Euro entspricht. Die Euro-Bund-Future-Terminkontrakte werden immer mit bis zu 9 Monaten Vorlauf im Kontrakthandel angezeigt. Das bedeutet, dass neben dem laufenden Juni-Kontrakt auch der September- und Dezember-Kontrakt angeboten wird (insgesamt gibt es die Kontraktmonate März, Juni, September und Dezember).
Der Euro-Bund-Future (EUREX-ID: FGBL) wird derzeit im Juni-Kontrakt mit dem höchsten Volumen gehandelt. Mit dem Stichtag des 03. Juni 2024 lag der Open Interest für den Juni24-Kontrakt zum Zeitpunkt dieser Analyse bei 863.064 Kontrakten.
Von der Systematik: Fällt der Euro-Bund-Future, so steigt im Umkehrschluss die Rendite der Schuldverschreibungen der Bundesrepublik Deutschland bezogen auf eine Laufzeit von 8,5 bis 10,5 Jahren. Die Rendite der Bundesanleihe mit einer Laufzeit von 10 Jahren lag am Morgen bei 2,620 Prozent, zum Anfang des Jahres 2024 lag die Rendite noch bei rund 2,02 Prozent im Tief.
Sollte sich das hier in der Analyse dargelegte Zinssenkungsszenario bewahrheiten, so würde dies für etwas höhere Notierungen beim FGBL sprechen und im Umkehrschluss auch für schrittweise fallende Renditen bei den Bundesanleihen. Letzteres würde parallel zu einer Reihe von Kreditformen auch für sinkende Zinsen bei den Hypothekarkrediten führen.
Euro-Bund-Future Juni 2023 – was sagt die Charttechnik?
Die hier vorliegende Analyse erfolgt im Tageschartbild anhand des CFDs auf den Euro-Bund-Future Juni 2023-Kontrakt, also den „EuBundJun23“. Um die Ziele für die Bullen und Bären näher definieren zu können, wäre auf eine Fibonacci-Analyse abzustellen. Diese Fibonacci-Analyse könnte dann mittels der durch die webbasierte Handelsplattform „ActivTrader“ erzeugten Fibonacci-Retracements und Fibonacci-Projektionen genutzt werden, um die nächsten Ziele zur Ober- und Unterseite etwaig ableiten zu können.
Ausgehend vom letzten Zwischentief des 04. Oktober 2023 von 126,61 bis zum Zwischenhoch des 27. Dezember 2023 von 138,83, wären die nächsten Widerstände bei den Marken von 131,28 (0.618%), 132,72 (0.50%), 134,16 (0.382%), 135,95 (0.236%) und 138,83 (0.00%) zu ermitteln. Die Unterstützungen kämen bei den Marken zur Unterseite von 129,49 (0.764%) und 126,61 (1.00%), sowie bei den Projektionen zur Unterseite von 123,73 (1.236%), 121,94 (1.382%) und 119,06 (1.618%) in Betracht. Dem Chartbild wurden hier obendrein die drei EMAs (EMA50 in lila Farbe, EMA100 in blauer Farbe und EMA200 in roter Farbe) hinzugefügt.
Zur Unterseite könnte das 1.00prozentige Fibonacci-Retracement von 126,61 von den Bären avisiert werden. Zur Oberseite wäre ein Test des 0.382prozentigen Fibonacci-Retracements von 134,16 anheimzustellen. Beide Kurszielbereiche wurden hier im Chartbild durch die beiden Rechtecke visualisiert (das farblich grün unterlegte Rechteck dient der Visualisierung des Kurszielbereichs der Bullen, das rot unterlegte Rechteck dem Kurszielbereich der Bären). Der Relative-Strength-Index (RSI) lag zum Zeitpunkt dieser Analyse mit 42,30 Punkten noch im neutralen Bereich.
Quelle: ActivTrader
Die bereitgestellten Informationen stellen keine Finanzanalyse dar. Das Material wurde nicht in Übereinstimmung mit den gesetzlichen Anforderungen zur Förderung der Unabhängigkeit der Finanzanalyse erstellt und ist daher als Marketingkommunikation zu betrachten.
Alle Informationen wurden von ActivTrades ("AT") erstellt. Die Informationen enthalten weder eine Aufzeichnung der Preise von AT, noch ein Angebot oder eine Aufforderung zu einer Transaktion in einem Finanzinstrument. Es wird keine Zusicherung oder Garantie für die Richtigkeit oder Vollständigkeit dieser Informationen gegeben.
Die zur Verfügung gestellten Unterlagen berücksichtigen nicht die spezifischen Anlageziele und die finanzielle Situation der Personen, die sie erhalten. Die Wertentwicklung in der Vergangenheit ist kein verlässlicher Indikator für die zukünftige Wertentwicklung. AT bietet einen reinen Ausführungsdienst an. Folglich handelt jede Person, die auf der Grundlage der bereitgestellten Informationen handelt, auf eigenes Risiko.